Es ist schon verrückt wie schnell die Zeit vergeht wenn man „einfach nur reist“. Nach dem luxuriös ausgestatteten Ionion Camping hat es uns in den Süden der Pelepones, nach Finikounda verschlagen. Die Ausstattung des Camping Thines ist ganz o.k. und der Platz liegt direkt am Strand. Wir haben uns einen Stellplatz neben einem sympathischen Starnberger Pärchen (Alex & Verena) ausgesucht und geniessen das warme, sonnige Wetter. Da die Taverne des Campingplatzes an 2 Tagen in der Woche (Dienstag & Freitag) geöffnet hat, wollen wir uns das Ereignis natürlich entgehen lassen. Das kulinarische Erlebnis hält sich allerdings in engen Grenzen. Das lauwarme Essen wird in bzw. auf einer gefalteten Alufolie serviert. Vielleicht wurden die Teller dazu benutzt die Schulden bei der EU zu bezahlen. Die Wettervorhersage für die nächsten Tage sieht nicht besonders gut aus. Ein Temperatursturz von 10 Grad mit starkem Regen lässt nichts Gutes erwarten. AirBnB sei Dank finden wir aber in Gythio ein tolles (und preisgünstiges) Apartment etwas ausserhalb des Zentrums. Eine gute Entscheidung denn das Wochenende ist kalt und verregnet. Auf der Rückfahrt von einem kurzen Besuch in Skala und dem Besuch des Wracks der Dimitrios kommt unser „Dicker“ in einer Kurve ins Rutschen und knutscht dabei einen entgegenkommenden LKW. Der LKW nahm den Rempler gelassen und seine beiden griechischen Fahrer konnten (und wollten) nichts feststellen. Matschig Mike hat seitdem eine Delle im ehemals perfekten Aluminium-Kotflügel. Das uns das bei einer Geschwidigkeit von 40 Kmh und nach 195.000 unfallfreien Kilometern passiert ist ärgerlich aber gehört zum Reisen dazu.
Am Sonntag wird der Regen weniger und wir wagen einen Ausflug nach Monemvasia. Im Anschluss an das verlängerte Wochenende in Gythio geht es am Montag auf den Weg nach Norden um näher an Piraeus zu sein von wo aus in ein paar Tagen unsere Fähre nach Kreta geht. Es gibt nur noch einen Campingplatz in der Nähe von Tolo, der zu dieser Zeit geöffnet hat, was die Auswahl ziemlich erleichtert. Camping Triton II, liegt zwischen Drepano und Tolo direkt am Strand und ist umgeben von Orangen und Mandarinen Plantagen. Wir sind neben Gottlieb aus Salzburg mit seinem Hund Sori und ein paar katzenverliebten Engländern im Moment die einzigen Gäste. Das Wetter hat sich eingefangen und verwöhnt uns mit sonnigen 23-25 Grad am Tag und 12 Grad in der Nacht. Obwohl Drepano viel kleiner ist und vom Meer entfernt liegt, steppt hier im Gegensatz zum grösseren Tolo, der päpstliche Bär. Es gibt bereits um 7:30 geöffnete Cafes und einen super Bäcker. Tolo hingegen wirkt verlassen und ausgestorben. Grosse Hotels und auf Touristen ausgerichtete (und daher geschlossene) Läden lassen den Ort wie die Kulisse für einen Wim Wenders Film wirken. Wir setzen uns ins Maria’s, dem einzigen geöffneten (aber sehr schicken) Restaurant und werden mit perfekt gegrillten Fisch belohnt.
Freitagmorgen ist es dann soweit. Es geht Richtung Piraeus um am Abend die Fähre nach Kreta zu nehmen. Natürlich machen wir einen Stop und das obligatorische Selfie am Kanal von Korinth.
Für den in den Jahren 1881 bis 1893 gebauten, 6.346 m langen Kanal durchgrub man die Landenge von Korinth, den sogenannten Isthmus von Korinth, an ihrer schmalsten Stelle. Der Bau des Kanals erfolgte unter der Aufsicht der ungarischen Ingenieure István Türr und Béla Gerster. In Erinnerung an die ungarischen Erbauer sind die beiden Steintafeln am Kanal auch auf Ungarisch beschriftet. Seitdem verbindet der Kanal von Korinth den Saronischen Golf mit dem Golf von Korinth. Um diese Durchfahrtsmöglichkeit zu schaffen und dem Schiffsverkehr so die etwa 400 km lange Fahrt rund um die Peloponnes zu ersparen, nahm man es auf sich, sich bis zu 84 m in die Tiefe durch Felsgestein hindurchzuarbeiten. Dadurch erreichte man eine Wassertiefe von etwa 8 m. Das Kanalbett ist im Niveau des Wasserspiegels etwa 24,6 m breit, verengt sich jedoch bis zum Grund auf ca. 21 m, während die obere lichte Weite des Geländeeinschnitts durchschnittlich 75 m beträgt. Die Steilwände am Kanal im Winkel von 71°–77° ragen bis zu 79 m in die Höhe. Beachtenswert sind weiterhin die absenkbaren Brücken an beiden Enden des Kanals. Wenn sich ein Schiff nähert, werden sie durch ein motorengetriebenes Gestänge im Kanal versenkt.
1944 sprengte die deutsche Wehrmacht einen Teil der Steilwand und alle Brücken über den Kanal. Um einen späteren Wiederaufbau zu erschweren, wurden zusätzlich Lokomotiven und Eisenbahnwagen in den Kanal geworfen und Minen platziert. Der Wiederaufbau wurde mit Hilfe des United States Army Corps of Engineers 1946 begonnen und bereits im November 1948 abgeschlossen; dabei mussten mehrere hunderttausend Tonnen Geröll beseitigt werden.
Die Weiterfahrt von Korinth nach Piraeus ist unaufgeregt und verläuft parallel zur Küste durch Industriegebiete und wenig attraktive Dörfer. Wir erreichen Piraeus bereits um die Mittagszeit und Camilla findet mit dem Το Υπερωκεάνειον, das wohl beste Fischrestaurant in Piraeus. Die Pasta mit Hummer hat amerikanische Ausmasse bei französischer Qualität. Unser Schiff die Mykonos Palace, macht einen sehr gepflegten Eindruck und das Embarkment verläuft routiniert und professionell. Wir fühlen uns in der aussergewöhnlich geräumigen Kabine sofort wohl und die 11 Stunden der Überfahrt (mit Zwischenstop in Chania) vergehen wie im Fluge.
Das Ausschiffen in Heraklion verlief genauso entspannt und zügig wie das Einschiffen in Piraeus, so das wir um 8:00 am Samstagmorgen in Richtung Sitia starteten. Auf dem Weg dorthin gönnen wir uns ein Frühstück in Agios Nikolaos, ein wirklich malerisches Städtchen am Ende der gut ausgebauten Strasse. Danach geht es weiter nach Sitia. Sitia, die östlichste Stadt Kretas, ist für die nächsten 3 Monate unser „Zuhause“. Die kurvenreiche (und daher zeitintensive) Anreise von Heraklion hat Sitia bisher vor grossen Touristenströmen bewahrt. Die Stadt ist uns vielleicht auch deshalb sofort sympathisch. Wir gehen gerade an einem Restaurant vorbei als ein Frau die Tür öffnet und uns herzlich begrüsst. Sie stellt sich als die Mutter von Pantelis vor, von dem wir das Haus gemietet haben. Erkannt hat Sie uns, weil Sie uns auf Facebook gesehen hat. Wieder ein Beweis dafür, das Facebook bei den Silver Surfer angekommen ist. Im Restaurant, das direkt an der Promenade liegt, sitzen jede Menge fröhliche ältere Männer bei Würfelspiel während die Mutter von Pantelis und Ihre Freundinnen angeregt mithilfe eines Tablets skypen. Wir haben (mal wieder) zu viel bestellt bzw. die Portionen fallen viel grösser aus als gedacht. Während wir mit den grossen Portionen kämpfen wartet der Vater von Pantelis 5 Km weiter östlich auf unser Erscheinen.
Das kleine Haus liegt in einem Olivenhain nur 300m vom Meer entfernt und ist perfekt ausgestattet. Lefteris, der Vater von Pantelis, gibt uns viele Tipps für Wanderungen in der Gegend. Eine dieser Empfehlungen, die Todesschlucht oder Dead’s Gorge, nehmen wir am nächsten Tag direkt unter die Vibramsohlen. Die Schlucht ist der Hammer. Wir gehen für gut 2 Stunden auf schmalen Pfaden durch eine traumhafte Kulisse und krönen den Abschluss der Wanderung mit einem tollen Essen in der Kato Zakros Bay Taverna direkt am Stand.
Das Leben ist schön
One Life. Live It!
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